Dr. Margarete Sommer (1893–1965) DAB V/20–…
Biographische Notiz
* Berlin 21. Juli 1893, kath., nach Abitur (1914) Studium der Philosophie und Volkswirtschaft in Berlin und Heidelberg, 1924 Dr. phil., Fürsorgerin, 1925 nebenamtliche Dozentin, 1927 hauptamtliche Dozentin am Fürsorgeseminar des Pestalozzi-Fröbel-Hauses in Berlin, 1934 aus politischen Gründen zur Kündigung gezwungen, danach Tätigkeit im Katholischen Fürsorgeverein für Mädchen, Frauen und Kinder (ab 1935 Geschäftsführerin) und Mitarbeit im Katholischen Siedlungsdienst, 1939 ff.Sachbearbeiterin für Frauenseelsorge, 1941 Geschäftsführerin des ➚Hilfswerks beim Bischöflichen Ordinariat Berlin (bis 1952), 1951 Mitarbeit in der Flüchtlingsseelsorge (bis 1954), ab 1952 Tätigkeit in der Seelsorge für Angehörige des Gaststättengewerbes, ab 1958 Ungarnseelsorge, 1960 im Ruhestand; 1946 Päpstliches Ehrenkreuz »Pro Ecclesia et Pontifice«, 1953 Bundesverdienstkreuz I. Kl., 2003 posthume Auszeichnung als »Righteous among the Nations« durch Yad Vashem, † Berlin 30. Juni 1965, ▭ Berlin-Mariendorf 6. Juli 1965 St.-Matthias-Friedhof.
Veröffentlichungen: u.a. Die Strafgefangenenfürsorge. Eine kriminalistisch-socialökonomische Untersuchung, Berlin, Univ., Diss. phil., 1924 [masch.]; Auszug, in: Jahrbuch der Dissertationen der Philosophischen Fakultät der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin 1925, 73–75. – Die Fürsorge im Strafrecht. Vor der Anklage, im Verfahren, nach der Entlassung. Mit e. Geleitw. v. I[gnaz] Jastrow, Berlin 1925.
Vgl. u.a. Päpstliche Auszeichnung [für Margarete Sommer], in: Petrusblatt, Nr. 12, 24. März 1946. – Bruno Blau, Was haben die christlichen Kirchen für die von den Nazis verfolgten Juden getan?, in: Der Freund Israels 75 (1948), H. 1, 9–13. – Verdienstkreuz für Margarete Sommer, in: Blick in die Zeit, Nr. 5, 1. Februar 1953. – Abschied [Margarete Sommers] vom Referat Frauenseelsorge, in: Petrusblatt, Nr. 14, 3. April 1960. – E[rich] K[lausener], Die Kirche hat geholfen. Was das Hilfswerk beim Bischöflichen Ordinariat
für Juden und nichtarische
Christen tat, in: ebd., Nr. 24, 11. Juni 1961, 1 f. – Walter Adolph, Verfälschte Geschichte. Antwort an Rolf Hochhuth. Mit Dokumenten und authentischen Berichten, Berlin 1963. – [Fernsehfilm:] Zwei Tage – von vielen. Ein dramatisierter Tatsachenbericht von Paul H. Rameau. Aus der Trilogie: Menschen helfen Menschen (2). Regie: Ralph Lothar. Erstsendung: ZDF, 11. März 1964. – Dr. Margarete Sommer †, in: Petrusblatt, Nr. 27, 4. Juli 1965. – Dr. Margarete Sommer †, in: St. Hedwigsblatt, Nr. 28, 11. Juli 1965. – Licht in der Finsternis, in: Jahrbuch für das Bistum Berlin (Petruskalender) 1966 [1965], 59–64. – Margarete Sommer, in: Katholisches Hausbuch [1967]: Vom Nehmen, Geben und Danken, Leipzig [1966], 423–427. – Lutz-Eugen Reutter, Die Hilfstätigkeit katholischer Organisationen und kirchlicher Stellen für die im nationalsozialistischen Deutschland Verfolgten, Hamburg, Univ., Diss. phil., ²1969 [masch.]. – Dokument zur Judenverfolgung entdeckt. Ein Berliner Bericht für den Vatikan aus dem Jahre 1942, in: Petrusblatt, Nr. 5, 4. Februar 1979. – Dokument zur Judenverfolgung. Was der Berliner Bischof im Sommer 1942 über Abwanderungsorte
im Osten wußte, in: ebd., Nr. 6, 9. Februar 1979. – Wo hat die Kirche Juden geholfen? Ein Bericht über die Tätigkeit des Hilfswerks beim Bischöflichen Ordinariat Berlin
, in: ebd., Nr. 7, 16. Februar 1979. – Erich Klausener, Margarete Sommer (1893–1965), in: Wolfgang Knauft (Hrsg.), Miterbauer des Bistums Berlin. 50 Jahre Geschichte in Charakterbildern, Berlin 1979, 153–179; Wiederabdruck, in: Erich Klausener, Frauen in Fesseln. Hoffnung in der Finsternis. Von Mut und Opfer katholischer Frauen im Dritten Reich, Berlin 1982, 26–60. – Wolfgang Knauft, Unter Einsatz des Lebens. Das Hilfswerk beim Bischöflichen Ordinariat Berlin für katholische Nichtarier
1938–1945, Berlin 1988. – Michael Phayer, Margarete Sommer, Berlin Catholics and Germany’s Jews 1939–1945, in: Remembering for the Future I. Working Papers and Addenda, Oxford 1989, 112–120. – Brigitte Oleschinski, … daß das Menschen waren, nicht Steine
, Hilfsnetze katholischer Frauen für verfolgte Juden im Dritten Reich, in: Zeitgeschichte 17 (1990), 395–416. – Michael Phayer, Protestant and Catholic Women in Nazi Germany, Detroit 1990. – Michael Phayer, The Catholic Resistance Circle in Berlin and German Catholic Bishops during the Holocaust, in: Holocaust and Genocide Studies 7 (1993), 216–229.– Früher als andere klagte sie die Nazis an. Am 21. Juli 1993 gedenkt das Bistum Berlin des 100. Geburtstages von Dr. Margarete Sommer, in: Katholische Kirchenzeitung für das Bistum Berlin, Nr. 28, 18. Juli 1993. – Antonia Leugers, Widerstand oder pastorale Fürsorge katholischer Frauen im Dritten Reich? Das Beispiel Dr. Margarete Sommer (1893–1965), in: Irmtraud Götz v. Olenhusen u.a., Frauen unter dem Patriarchat der Kirchen. Katholikinnen und Protestantinnen im 19. und 20. Jahrhundert, Stuttgart–Berlin–Köln 1995, 161–188. – Michael Phayer / Eva Fleischner, Cries in the Night. Women Who Challenged the Holocaust, Kansas City 1997. – Ursula Pruss, Margarete Sommer (1893–1965), in: Zeitgeschichte in Lebensbildern, Bd. 8: Aus dem deutschen Katholizismus des 19. und 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. Jürgen Aretz / Rudolf Morsey / Anton Rauscher, Mainz 1997, 95–106 u. 315. – Heinrich Herzberg, Dienst am höheren Gesetz. Dr. Margarete Sommer und das Hilfswerk beim Bischöflichen Ordinariat Berlin
, Berlin 2000. – Jana Leichsenring, Art.: Sommer, Margarete, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. 23, Nordhausen 2004, 1395–1399. – Jana Leichsenring, Katholiken in der Rosenstraße: Das Hilfswerk beim Bischöflichen Ordinariat Berlin
und die Mischehen
, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 52 (2004), 37–49. – Jana Leichsenring, Wurde der Protest in der Rosenstraße Ende Februar/Anfang März organisiert?, in: Antonia Leugers (Hrsg.), Berlin, Rosenstraße 2–4: Protest in der NS-Diktatur. Neue Forschungen zum Frauenprotest in der Rosenstraße 1943, Annweiler 2005, 81–114. – Jana Leichsenring, Die Katholische Kirche und »ihre Juden«. Das Hilfswerk beim Bischöflichen Ordinariat Berlin
1938–1945, Berlin 2007. – Isabelle Galioit, Das Gesetz des Gewissens. Die Berlinerin Dr. Margarete Sommer (1893–1965) setzte sich als Geschäftsführerin des »Hilfswerks beim Bischöflichen Ordinariat Berlin« für verfolgte Juden und gegen die NS-Rassengesetze ein, in: Erzbistum Berlin – Gesichter und Geschichten, Bd. 4, Leipzig 2024, 135–139. – Gegen Rassismus und Antisemitismus. Margarete Sommer 1893–1965, in: Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Katalog zur Ausstellung, hrsg. v. d. Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Berlin 2024, 31–35.
Bestandsinformation
Rest-Nachlaß: Persönliche Dokumente, Frauen- und Mütterseelsorge, Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit u.a.
Umfang: 0,6 lfd. m
Laufzeit: 1894–1994
Erschließungszustand: Findbuch
Benutzung: vgl. § 6 Ziff. 3 b) BODAB
Bemerkung
➚Teil-Nachlaß Dr. Heinrich Herzberg (DAB V/67)